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    Kurzgeschichten: Autor Kurt Meran von Meranien

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                                          Kurzgeschichten 5

ERINNERUNGEN
SCHULUNG
Es ist nun schon viele Jahre her, aber manche Erinnerung bleibt. Ich nahm an einer Umfrage meines Vereins teil, bei der es um Qualifikation der Mitglieder und um Ausstrahlung des Vereins ging. Lange nach dem Absenden meiner Meinung, wurde ich zu einer Qualifizierungsmaßnahme eingeladen.
Thema: Ausstrahlung – Gespräch – Überzeugung
Die Qualifizierungsmaßnahme sollte im westlichen Thüringen stattfinden. Kleiner Ort. Nur mit Auto erreichbar. Aus dem Anschreiben ging etwas umständlich hervor, dass ich schon registriert war und demnach teilzunehmen hatte.  Über die Unterbringung wo auch immer, war nicht viel geschrieben. Ich regelte die Sache mit meinem „Arbeitgeber“. Ich war Teil-selbständig und niemand hatte etwas gegen eine kostenlose Qualifikation. Am Abend vor dem „Reisestart“ bekam ich eine überraschende Nachricht: „Sehr geehrter Herr Meran, sie werden hiermit gebeten, zwei weitere Teilnehmer mitzubringen. Adressen …!“ Ich rief sofort beim Verein an.
Die Diskussion war kurz: „Sie holen in Chemnitz zwei Damen ab, die ebenfalls teilnehmen, aber kein Auto besitzen!“ Meine Fragen wurden nicht beantwortet. Da ich meine Fahrt bereits organisiert hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als der Bitte, die eher ein Befehl war, zuzustimmen. Ich rief bei den Damen, mehrmals ohne Erfolg an.
Also fuhr ich eines Tages los.
Die Beiden sahen gut aus und sprachen ein gepflegtes Deutsch ohne säggsischen Akzent. Bei Fahrpausen musste ich in Restaurants den Zahlmann spielen, denn da waren sich die Damen mit den Wirten einig: Der Herr zahlt!
Nicht einig war ich mit den Damen. Beide saßen auf der Rückbank und redeten wie Wasserfälle. Ohne Pausen ging es um Krankheiten. Ich bat sie mehrmals darum, ein anderes Thema zu wählen. Schließlich erhöhte ich die Geschwindigkeit mit Vollgas. SIE hielten den Mund und umklammernden sich krankhaft.
Auf den Autobahnen ging das. Auf den Verbindungsstraßen musste ich leider mit dem Gas runter und sofort, reagierten sie mit Krankheitsgeschichten.
Wir hätten unser Ziel innerhalb eines Tages erreichen können, wenn ich  mich nicht von dem dauernden Gerede hätte erholen müssen. Nicht aller hundert Kilometer eine Fußvertretungspause hätte einlegen müssen und nicht Erholungspausen für das leibliche Wohl hätte einlegen müssen. Die Damen hatten kein Pausenbrot dabei. Und ich war nicht bereit, dauernd zu zahlen!
Ich setzte die Damen an einem renommierten Hotel am Abend ab. Sie gingen, ohne mich zu beachten. Als sie sich angemeldet hatten, gab ich an der Rezeption Bescheid, dass das Gepäck der Damen bitte ins Hotel zu holen sei. Ich würde bei Verwanden unterkommen. Der Portier maulte. Ich zuckte mit den Schultern und sagte lächelnd, ich kann das Gepäck auch mitnehmen. Fluchend wurde das Gepäck geholt. Die Damen waren nicht erreichbar. Am Morgen rief ich im Hotel an und teilte mit, dass das Gepäck und die Damen sich am Bahnhof, um acht Uhr einzufinden hätten.
Klappte vorzüglich und ich hatte bis zum Ziel meine Ruhe.
ABER! Während des Lehrgangs …
Am Nachmittag angekommen, wurde mir ein Einzelzimmer unter lautem Zähneknirschen und halblautem Gezeter zugeteilt. Der Mensch, der mich zum Zimmer brachte, war einiges kürzer, als ich. Wenn er mich von unten nach oben ansah, ansehen musste, knirschte er mit seinen ungepflegten Zähnen. Während ich die Zimmereinrichtung besah, sagte er plötzlich: „Genug gesehen. Zieh Dich aus und komm mit!“ Ich dachte, ich hätte mich verhört! „Guck nicht so blöd, mach los und komm!“ Ich dachte gar nicht daran und sagte: „Ohne Erklärung nicht!“ Er erklärte mir zornschnaubend, dass ich mich einschreiben müsste, aber vorher noch untersucht würde. Nach dem müsste ich mich den anderen Teilnehmern vorstellen. Anschließend gäbe es etwas zu essen. Ich sah ihn an, auf ihn herunter und antwortete: „Vielleicht ziehe ich mich hier aus und gehe nackt irgendwohin. Piep -piep!“
Zitternd vor Wut erklärte er: „Erstens ist es hier warm! Zweitens weis jeder wie Männer aussehen und drittens ...“ In dem Moment kam eine Frau in weißem Kittel rein und ehe ich mich versah, war ich nackt und wurde so wie ich war durch das Haus in einen Raum gebracht, in dem es Waage, Messlatte, Ledersofa und drei weis-gekleidete Frauen gab.
Ich wurde gewogen, vermessen und befragt und durfte mich im Nebenraum in ein dickes Buch einschreiben: Name, Alter, Beruf, Tätigkeit, Wissen. Jemand schob mich in einen Duschraum und seifte mich von der Stirn, bis zu den Fersen ein. Von da ging es in eine Kleiderkammer. Ein paar Mädchen probierten mir verschiedene Sachen an und brachten mich zum Speisesaal. Nach dem Essen war ich satt und wollte ins Bett. Also wurde ich, zu einem, gottseidank, Einbettzimmer gebracht und nach einer kurzen Rundumsicht, ich musste mich auskleiden, einmal links- und einmal rechts herumdrehen, lag ich im Bett!
Am nächsten Tag ging es los! Sollte es losgehen! Kennenlernen? Eine nicht zu alte Frau, natürlich im weißen Kittel, begann. Dann ging es nicht reihenweise, sondern hintereinander von der ersten bis zur letzten Reihe weiter. Deshalb dauerte es eine Weile, bis ich meinen linken Reihennachbar, Nachbarin, kennenlernte.
Jeder Tag begann mit einer Wiesen-Wanderung und endete mit einer Wald-Nackt-Wanderung. Da wurde geschummelt, denn die sehr ansehnlichen „Helferinnen“ hatten zwar keine Röcke, aber lange, bis zu den Kniekehlen, reichende Hemden an. WIR, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren nackt! Meine beiden Hinfahrt-Begleiterinnen fanden die schlichten Theorie-Vormittage mit Lesungen blöd. Sie schlichen sich in die Reinigungstruppe und halfen uns praktischen Lehrgangsteilnehmern bei der Körperpflege.
Mann kann sich ja nicht den ganzen Tag, jeden Tag, mit Frauen und Wissen beschäftigen. Mann, braucht Abwechslung! Damit Abwesenheit nicht gleich auffällt, wurde die Tages- Abend und Nachtbeschäftigung sorgfältig geplant!
Es ging alles glatt. Wir, einige, waren immer dort, wo wir hätten sein sollen, mit kleinen Abweichungen unter Einbeziehung der Ortseinwohner. Dann gab es Pannen! Beischlaf-schaffende wollten ab- und zu, nicht den Partner-/Partnerin wechseln.
Es gab in der Siedlung und in der Schule KRACH!

ICH, natürlich ICH, fand einen Ausweg unter Einbeziehung der Angestellten der Schule!
Als der Lehrgang zu Ende war und die vorläufigen Testate ausgegeben wurden, war bis auf einige Tränchen, alles in Ordnung! Ich brauchte auch nicht meine beiden Begleiterinnen der Hinfahrt zu chauffieren. Dachte ich!
Sie gingen einzeln zur Toilette. Während eine weg war, flirtete die andere wie verrückt.
Ich wendete den gleichen Trick, wie auf der Hinfahrt an. Setzte sie bei einem Hotel ab und übernachtete gar nicht, sondern fuhr weiter.

Leider waren BEIDE klüger, als ich gedacht hatte. Wenn ich zu hause weggehe, wähle ich immer einen anderen Weg und mein Auto habe ich verkauft.
Kurt Meran
31.01.2023

***

Erlebt – Gelebt!

Ich habe gerade einen gedanklichen Ausflug in die Vergangenheit hinter mir. Als Abschluss einen Gag.

Wenn sich meine Kollegen und Kolleginnen unterhielten, war oft das sogenannte Knöllchen Gegenstand des Gesprächs.

Ich wusste nicht, um was es geht und enthielt mich der Stimme.

Eines Tages klemmte unter meinem Scheibenwischer ein merkwürdiges Stück festes Papier. Ich hatte keine Ahnung, dachte an einen Scherz und wollte es wegwerfen. Mein „Park-Nachbar“ sagte entsetzt: „Dass können SIE doch nicht wegwerfen! Dies ist ein Knöllchen!“ Dann klärte er mich, dabei schmunzelnd, über das Ordnungsamt auf.

Am nächsten Tag rief ich beim Ordnungsamt wegen einer Nichtigkeit an. Als Bahnhofsvorsteher achtete ich streng darauf, das unbefugte nicht so einfach auf der Ladestraße „meines“ Bahnhofes parkten und bat um eine guten Rat. Nebenbei fragte ich nach den Beschäftigten des Ordnungsamtes, die in meiner Straße kontrolliert hatten.

Einen Tag später fand ich mich angemeldet auf dem Ordnungsamt ein und fragte nach einer bestimmten Politesse. Dieser stellte ich mich vor. Überreichte ihr einen Blumenstrauß mit ihren Lieblingsblumen und im Umschlag den gängigen Betrag fürs Falschparken. Die Politesse, ja die ganze Abteilung samt Chef, war sprachlos. Ich erklärte, dass ich mich für mein erstes Knöllchen recht herzlich bedanken wolle. Jetzt könne ich wenigstens mitreden, wenn sich andere über Knöllchen austauschen würden.

So lange ich in dieser Stadt lebte und arbeitete, habe ich kein weiteres Knöllchen bekommen.

LSoAKM

 

***

 

Onkel Kurt

Habe einmal wieder ein Erlebnis gehabt. Ein Erlebnis, von dem ich nicht weiß, wie es zustande kommt. Niemand kann es mir erklären. Ich habe schon alle möglichen Leute, Pädagogen, Erzieher und Sozialarbeiter gefragt. Nichts. Eine wirklich verwertbare Antwort habe ich nie erhalten.

Kinder vertrauen mir und laden mich oft sogar zum Mitspielen ein!

In ging vorhin auf dem Grünzug an einer Kita vorbei. Zwei kleine Mädchen, etwa 4 bis 5 Jahre jung mit Hula-Reifen riefen: „Onkel!“ Ich sah mich um. Außer mir war niemand in der Nähe.  Also trat ich an den Zaun. „Guck einmal was meine Freundin kann!“ Das kleine Mädchen wirbelte seinen Hula-Reifen um ihren Körper. Ganz schön lange. Sie bekam von mir ein dickes Lob. Dann ging ich lächelnd weiter.

Ich erinnere mich noch an die Zeit, als meine Enkelin in dem Alter war. Ihre Eltern waren, bezüglich ihrer Tochter, eifersüchtig auf mich. Sie wendete sich meist an mich, wenn es ein Problem gab. Für mich war die Kleine „mein Mauseherz“! Ich nenne sie immer noch so, obwohl sie inzwischen über 30 und meine Urenkelin 3 ist.

Wenn wir über eine viel befahrene Straße wollten, wehrte Mauseherz die Hand ihrer Mutter ab und fasste mich an. Ich zeigte ihr, wie man ganz leicht gefahrlos und ohne lange zu warten über eine vielbefahrene Straße kommt. Kleine Kinder natürlich mit Erwachsenen. An der See ging sie nicht mit ihren Eltern ins Wasser, sondern mit mir. Und wie ich schon geschrieben habe, in meinem Garten bekam ich oft Besuch von Kindern. Hatte ich Kinderbesuch, blieb meine Arbeit liegen und ich beschäftigte mich mit dem Besuch.

Ich wurde früher oft gefragt, warum ich nicht Kindergärtner geworden bin. In der DDR war das für männliche Bewerber sehr schwer. Meine Personalakte sah nicht gut aus. Ich war kein Pionier gewesen. War nicht jugendgeweiht. Keine FDJ und keine SED. Also nicht tauglich für Umgang mit Kindern!

KM 11.09.2019

***

Kritik
Es ist immer ein besonderes Erlebnis, wenn man unvermutet kritisiert wird. Man hat sich allergrößte Mühe gegeben. Ist selbst mit seiner Arbeit zufrieden und präsentiert stolz das Ergebnis. Alle Anwesenden lächeln. Der Chef setzt schon zum Loben an, als der jüngste Mitarbeiter sich vernehmen lässt: „Tolles Ergebnis. Aber wenn man genau hinsieht, fehlt da nicht noch etwas?“
Der jüngste Mitarbeiter, erst seit kurzem dabei, hat einen anderen Blickwinkel. Geprägt durch seinen bisherigen Arbeitsbereich!
Was nun?
Wir kommen zu den drei Varianten der Kritik.
Es gibt Kritik von OBEN nach UNTEN. Von UNTEN nach OBEN. Und Selbstkritik.

Bildlich dargestellt
Kritik von OBEN nach UNTEN
Auf dem Bürgersteig vor einem Wohnhaus steht ein Mann und schaut nach oben zur ersten Etage. Dort steht am offenen Fenster ein Mann mit einem Eimer Wasser. Der obenstehende schüttet dem untenstehenden das Wasser über den Kopf!
Kritik von UNTEN nach OBEN
Der Untenstehende hat einen Eimer mit Wasser und versucht es dem obenstehendem über den Kopf zu schütten.
SELBSTKRITIK
Der Untenstehende schüttet sich das Wasser über seinen eigenen Kopf!

Erklärung:
Kritik von Oben muss man erst einmal schlucken. Manche Leute schütteln sich einmal und sind darüber weg.
Kritik von Unten ist mit Risiken verbunden. Auch wenn Vorgesetzte wirklich getroffen werden, finden diese oder ihre guten Freunde immer einen Weg, um sich zu rächen.
Selbstkritik. Man nimmt erst einmal alle, oder die meiste Schuld auf sich, obwohl man vielleicht nicht der Einzige ist, der Mist gebaut hat und sinnt auf Rache!

Hier kommt seitens Vorgesetzter oft noch ein ganz gemeines Spiel dazu! Dem man mit einem Trick und Sebstbewußtsein begegnen kann!
Großer Raum, Saal in einem Tanzlokal.
Auf der sparsam formulierten Einladung stand: Uniformträger in Winteruniform, andere in Gesellschaftsanzug.

Tagesordnung
1.    Auswertung des Wettbewerbes
2.    Auszeichnungen
3.    Gemeinsames Essen
4.    Geselliger Abend

Wir sind alle in Hochform. Manche haben schon ein bisschen was geschluckt. Lallen aber noch nicht. Der hohe Chef in großer festlicher Uniform, tritt ans Rednerpult, und überspült uns mit einem Erfolgsreferat. Ganz, ganz tolle Ergebnisse!
So kann es weitergehen, denken wir, die Arbeitstiere.
Man soll nicht den Tag vor dem Abend loben!
ICH bin dran! Nicht mit Lob, sondern mit Kritik. Äußerst harscher Kritik. Selbst hat er diesen Mist nicht geschrieben. Das merken wir, die schon kritisierten und nun auch ich. Da sind Vorkommnisse dabei, an die ich mich gar nicht mehr erinnern kann. Soweit liegen die zurück. Und einiges ist nie auf meinem Bahnhof passiert!
Es fehlt auch der ominöse Satz: „Ich setze voraus, dass ein Ingenieur auf einem Dienstposten arbeiten kann, auf dem er noch nicht gewesen ist, indem er sich am Lageplan und der Verschlusstafel orientiert“. Soweit es sich um Zugfahrten handelt, hat er RECHT. Unrecht hat er, wenn rangiert wird!
Nach neunzig Minuten bekommt er keine Luft mehr und der Hals ist trocken, obwohl er zwei Glas Wasser (nehmen wir an) getrunken hat.
Die Leiter der technischen Dienststellen freuen sich, dass ich so viel „Keile“ bekommen habe. Die anderen Leiter, Bahnhofsvorsteher wie ich, Leiden mit mir.
Nach einer kurzen Pause, auf dem Podium wurde umgebaut, gibt es Auszeichnungen.
Die Leiter der technischen Dienststellen werden mit Orden überschüttet. Für die Bahnhofsvorsteher gibt es ein paar Medaillen. Ich bekomme nichts.
Dafür reklamiere ich bei meinem Amtsvorstand die harsche Kritik. Er gibt nach einigem Zögern zu, dass nicht ich gemeint bin, sondern ein anderer Bahnhofsvorsteher. Der Bahnhofsname wurde vom Schreiber verwechselt. Als ich eine Entschuldigung verlange, ist man entsetzt! Ich stehe auf und verabschiede mich am Tisch mit dem Satz, den man mit „Lma“ abkürzt.
Alle Leiter ringsherum sind entsetzt und der Amtsvorstand droht mit einer Strafe. Dies lässt mich kalt.

Ich gehe, setze mich ins Auto und fahre zurück. Aber nicht nach Hause, zu meiner geliebten Gattin. Ich fahre zu meinem Bahnhof wobei ich Wert darauf setze, von keinem Beschäftigten gesehen zu werden. Dann suche ich im Wald nach einem bestimmten Ort. Ein kleines Dorf. Die Bewohner kennen und hassen mich. Das Dorf kann man nur über einen unbeschrankten Bahnübergang erreichen und ich habe dort schon einige Verwarnungen ausgesprochen, wenn Verkehrsregeln nicht eingehalten wurden.
Ging dort ohne Umwege in die Dorfkneipe, die bösen Blicke ignorierend. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Kneipier, kam Bewegung in die Waldleute.
Punkt um drei Uhr nachts rief ich von einem Streckenfernsprecher den diensthabenden Fahrdienstleiter an und löste eine umfangreiche Alarmübung aus.

Diese Alarmübung war so gestaltet, dass das Reichsbahnamt, die Reichsbahndirektion, das Bürgeramt der Kreisstadt, die städtische Feuerwehr, das DRK und die technischen Dienststellen der Bahn mitwirken mussten!
Inzwischen hatten die Dörfler einen Verbandsplatz im Umfeld des Bahnüberganges eingerichtet, demolierte Autos aufgebaut und „Verletzte“ zur Verfügung gestellt. Ein Werk aus dem Nachbarbezirk stellte eine Lokomotive und leere Eisenbahnwagen zur Verfügung. Diese Wagen wurden entgleist.
Ich hatte diese Übung und das ganze Drumherum systematisch generalstabsmäßig erarbeitet.

Es klappte alles vorzüglich. Während die Leiter der technischen Dienststellen, der Leiter des Reichsbahnamtes und der Präsident der Reichsbahndirektion Feuer und Galle spuckten, waren die Leiter der städtischen Dienststellen und des DRK, begeistert.
Zuerst war ich der Kommandant der Übung. Als der Vertreter des Reichsbahnamtes eintraf, übernahm er die Leitung und schließlich übernahm der Vertreter der Reichsbahndirektion die Leitung.
Als ein paar hohe Dienstgrade verdächtig schwankten, ich hatte Schnupfen und roch nichts, übernahmen die Leute des Rates des Kreises die Verantwortung.
Die AUSWERTUNG dieser Alarmübung erfolgte in mehreren Stufen.
Es regnete Orden und Medaillen!
Wie nicht anders zu erwarten, ging ich leer aus, denn ich hatte ja nur meine Pflicht getan! In der monatlichen Leiterschulung der Bahnhofsvorsteher durch das Reichsbahnamt, wurde meine Initiative mit keinem Wort erwähnt, bis sich ein Gast aus dem Nachbarbezirk meldete. Er bat den Leiter des Reichsbahnamtes mir zu gestatten, ein paar Worte zu sagen. ICH war baff. Was sollte ich tun?

Nach kurzem Nachdenken, wertete ich die Unfallübung auf meine Art aus.

Dabei stellte ich die Frage in den Raum, wieso Leiter technischer Dienststellen stets

großzügig bedacht werden und das Fußvolk der Bahn, die Bahnhöfe, nicht besser

bewertet werden und für Auszeichnungen nur wenig Geld zur Verfügung haben.

Schließlich gibt es mehr Bahnhöfe und Bahnhofsbeschäftigte, als technische

Dienststellen und technische Mitarbeiter. Diese Frage wurde nie beantwortet ...


Kurt Meran 28.06.2020

Nachwort:

Eisenbahner von 1959 bis 1994

Leitender Beschäftigter von 1980 - 1994

Letzter Dienstrang bei der DR „Reichsbahn-Rat“.
Leiter der betrieblichen Weiterbildung von 1983 bis 1994. Honorarlehrer an der Außenstelle der Ing.-Schule der Eisenbahn von 1989 bis1994.
Fachlehrer der Betriebsschule der Eisenbahn in G. 1989 bis 1994
Vorsitzender der Facharbeiter-Prüfungskommission Betriebsdienst 1989 bis 1994

Von 1990 bis 1994 Angestellter auf Beamtendienstposten
Dienststellung bei der DB „Hauptgruppenleiter-Betrieb“ im Netzbereich der DB.
Leiter der Eisenbahnwerbung im Bereich

Der Bereich umfasste 32 Bahnhöfe
Wer hoch kommt, kann tief fallen! Und, ich fiel eines Tages einfach um - Nervenzusammenbruch ...

Kurt Meran von Meranien

***

Man nehme …
Meine Mutter war eine exzellente Köchin und sagte nach dem Krieg immer, in der Küche verzweifelt ihre Vorräte musternd: „Man nehme so man hat!“

Außer meinem Herrn Vater, gehörten noch zwei ältere Schwestern und jede Menge andere Verwandte zur Familie. Die wohnten aber glücklicher Weise nicht in unserer Nähe. Er war der Stolz der Familie und deren Oberhaupt. Als er starb wurde ich das Oberhaupt. Allerdings nur auf dem Papier. Großvater hatte im Jahr 1919, als die Adelstitel per Gesetz abgeschafft wurden, so etwas ähnliches wie der letzte säggssche Genig gesagt, als seine Minister ihm vorschlugen gnädig abzudanken. Die Großfamilie, alle Onkel und Tanten waren entsetzt! Als mein Vater die Regie übernahm und gebeten wurde, etwas zu unternehmen, sagte er großspurig: „Ich bin ich! Ich brauche keinen Titel!“

Vatis Reich war der Salon! Muttis Reich die Küche und ich der Blödmann vom Dienst!
Ich kehrte bei Zeiten dem Wohnbereich den Rücken und tauchte in der Küche unter. Kochen war mein Ding. Aufwaschen nicht. Das mussten die beiden Mädchen machen. Als ich gezwungen wurde, aufzuwaschen und abzutrocknen, rutschten die nassen Teller und Tassen mir solange aus den Händen, bis Vater ein Machtwort sprach und ich „gehobener“ Küchenjunge wurde. Meine Schlafkammer lag direkt neben der Küche und ich war Tag und Nacht dienstbereit.

Später stellte sich heraus, dass meine Kochkünste einigen Wert hatten.
Meine erste Gattin konnte nur drei was gut: Radiohören – Kaffee kochen und noch was, aber sonst nichts!
Meine zweite Gattin konnte außer einem … nichts, war aber lernfähig. Als sie alles gelernt hatte, ließ sie sich scheiden.
Eine Kollegin suchte einen ausgezeichneten Hausmann und fand ihn in mir. Sie arbeitete im Tagesdienst. Ich im Schichtdienst. Wenn sie nach Hause kam blitzte die Wohnung und das Essen war fertig.
Nach einem Zwischenfall, wert für eine andere Geschichte, trennten wir uns.
Meine dritte Gattin war eine gute Hausfrau und Köchin. Allerdings verwendete sie außer Salz, Zucker, Brühwürfel und Essig kaum Würze. Ich durfte nur Kaffeekochen (mein geheimes Spezialrezept), Kartoffelsalat (geheime besondere Zutaten) und Fischbrötchen (vier verschiedene fischige Beläge) anrichten.
Als wir uns trennten, weinte die Tochter! Warum wohl?

Als ich heute in meiner Miniküche kochte, ich kochte doppelt, musste ich an früher denken und träumte. Ich kochte doppelt, außer dem Essen, weil sich manches Gewürz und Utensil erst finden ließ, wenn ich dort suchte, wo es immer stand. Und ich träumte von den Zeiten, als ich „in Familie“ und wenn es zu viel geworden war, für die ganze Etage kochte.

Kurt Meran von Meranien
17.08.2019
***
Der Garten
Berni fuhr auf den Parkplatz und sah sich um. Seine neue Flamme hatte ihm genau und ausführlich den Weg beschrieben.

„Du fährst die Ausfallstraße lang, bis zu dem Parkplatz vor der Gartenanlage. Damit Du den Parkplatz nicht verfehlst, hinter der Wohnzeile geht ein schmaler ungepflasterter Weg ab. Dort beginnt die Gartenanlage.  Du bleibst auf der Ausfallstraße.  Der Parkplatz ist nicht mehr weit. Vom Parkplatz geht es in die Anlage durch drei Tore. Du nimmst das erste Tor. Geradeaus geht es bis zum unteren Abschluss der Anlage. Meinen Garten erreichst Du, in dem Du in den zweiten Weg rechts einbiegst. Es ist der dritte Garten links!“

Dritter Garten links!
Garten? Na ja. Ein Gelände mit Zaun, Bäumen und Unkraut!
In der Mitte führte vom Tor nach unten, das Gartengelände fiel leicht ab, eine „Apfelallee!“ Die Bäume standen in schmalen Rabatten voller Unkraut. Auf der rechten Seite stand mitten im „Beet“ eine alte Hauspflaume. Ein knorriger Baum mit dichter, verwachsener Krone. An das Beet schloss sich nach hinten ein Gartenhaus aus Fertigteilen an. Auch von weitem konnte Berni sehen, dass der Erbauer keine Ahnung gehabt hatte. Soweit Berni es beurteilen konnte, wuchs um das Gartenhaus herum, dass bestimmt dreißig Quadratmeter hatte, Unkraut unterbrochen von Steinplatten.

Auf der linken Seite war außer etwas rasenähnlichem nichts zu sehen. Umrahmt oder auch eingefasst wurde dieser Garten von einer unterschiedlich hohen Hecke. Zu seinem Erstaunen, hatte das Gartentor, dass er in der Hecke erst gar nicht bemerkte, ein Schloss, und er keinen Schlüssel.

Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sich die ganze Anlage einmal anzusehen.
Die Anlage war doch sehr groß. Das mussten schätzungsweise um die fünfhundert Gärten sein. Dazu kam noch eine Reihe Grabeland.
Durch die Anlage schlendernd sah er die unterschiedlichsten Formen der Kleingärten. Sehr gepflegte und ungepflegte. Mit und ohne Laube. An einem Garten, der mehr einem eingezäunten Müllplatz ähnelte blieb er staunend stehen. Ein Mann mittleren Alters sprach ihn an: „Du glaubst bestimmt nicht, wem dieser Garten gehört!“ Berni sah sich den Mann erst einmal in Ruhe an, bevor er antwortete. Er war nicht gewohnt, von Fremden einfach so geduzt zu werden. Dann sagte er: „Du wirst es wissen und bestimmt auch sagen!“ Nun musterte der Andere ihn. Unwillig und abschätzend. Dann sagte er in abfälligem Ton: „Bei Dir piept es wohl! Du kannst mich doch nicht einfach duzen. Was Sachsen so einfällt. Blödmann! Ich sage es Dir aber trotzdem. Der Garten gehört dem Kreisvorsitzendem. Idiot!“
Berni sah den Mann verächtlich lächelnd an und antwortete dann: „Ein Mecklenburger, der einen Sachsen belehren will, toll! Du hast mich zu erst geduzt! Ich bin es nicht gewohnt, mich von Fremden duzen zu lassen! Hier meine Karte, falls Du lesen kannst!“
Damit drehte er sich um und ging.
*
Als Berni beim Garten seiner neuen „Flamme“ eintraf, war diese schon da und überfiel ihn mit Vorwürfen. Berni ließ sie Reden und besah sich die Laube nun aus der Nähe.
Wer die Laube gebaut, oder besser gesagt, die Fertigteile zusammengesetzt hatte, musste da mit Augenmaß gearbeitet haben. Bestimmt einem vernickelten Augenmaß seiner Großmutter. Die Tür zur Terrasse, war mit der Tür zum Abstellraum vertauscht worden. Die Terrasse war zur Hälfte aus Beton und die andere Hälfte war der einfache Rasenboden ohne Rasen, also eher Dreck.

Die Flamme schien das nicht zu stören. Stolz zeigte sie ihm das Innere des Baus. Wohnzimmer, Küche, Abstellraum und Toilette. Die Toilette war einfach ein Stuhl ohne Polster mit einem Eimer drunter. Sehr praktisch.
In keinem der Räume gab es einen Fußboden, außer den nackten Beton. Schön kühl im Sommer. Eine Zwischendecke unter den Dachsparren gab es auch nicht. Und Die Dachpappe hatte man auch weggelassen. Einfach toll!

Berni sagte nichts. Erst nach mahnendem Hüsteln der Dame, quetschte er ein „Toll“ heraus und floh ins Freie. Das Ergebnis des Gartenrundgangs und die mit Stolz vorgetragenen Erklärungen zerrten an seinen Nerven. Schließlich ermannte er sich und bewertete das was er gesehen hatte. Sie schmollte. Da sie nichts sagte, suchte Berni nach einer Sitzgelegenheit. Nichts zu finden, dachte er, bis er einen umgestülpten Kübel fand. Es wurde auch Zeit, denn seine Beine zitterten schon.

Die Flamme hielt einen nicht enden wollenden Monolog über die nunmehrige Gestaltung ihres Gartens. Der voraussehbare Schlusspunkt gefiel Berni eigentlich nicht. Sie war die Planerin und er der Gartengestalter oder in Wirklichkeit der Gartenarbeiter. Er nickte zu allem. Das ist prima dachte er. Sie lässt mich ihre Pläne umsetzen. Also bin ich verantwortungsfrei. Was Besseres konnte ihm gar nicht passieren!

Nach einem halben Jahr waren Laube und große Teile des Gartens nicht mehr wiederzukennen. Vorsichtshalber hatte er den Begriffsstutzigen gespielt und sich alle Pläne und Vorstellungen der Flamme schriftlich geben lassen!
Da man nichts überstürzen soll, hatte er einen Punkt nach dem Anderen schön langsam abgearbeitet. So langsam, dass die „Auftraggeberin“ ihre Vorstellungen mehrmals ändern konnte. Die Gartennachbarn und der Vorstand hatten zugesehen, diskutiert, sich aber nicht wirklich eingemischt. Zu am Anfang geäußerten Bedenken hatte Berni sofort geantwortet, dass er nicht verantwortlich sei, sondern nur der Arbeiter wäre. Irgendwelche Mutmaßungen und Unterstellungen prallten an seiner Ruhe ab.

Irgendjemand hatte beobachtet, dass er mit dem Pflaumenbaum gesprochen hatte. Von da an galt er als Idiot und man ließ ihn in Ruhe. Selbst der Kerl, der ihn beim Garten des Kreisvorsitzenden angesprochen hatte, sagte nichts mehr.

Im Herbst beobachtete ein Nachbar, wie Berni die Bäume verschnitt. Sogar die Pflaume. Der Vorsitzende hatte geraten den Baum umzulegen und mit dem Holz spekuliert. Berni dachte nicht daran, dem Vorsitzendem zu folgen. Als Erika, seine Flamme ihn von dem Rat in Kenntnis setzte, hatte er den Kopf geschüttelt und ihr eine Riesenernte versprochen.

Ihr Verhältnis war für die Kleingärtner undurchsichtig. Ihn anzusprechen lohnte nicht und Erika äußerte sich nicht. Man wusste nur, dass sie nicht zusammenwohnten. Jeder hatte eine eigene Wohnung und sie schienen sich nur im Garten zu treffen.

Als Berni die Bäume verschnitt, tauchte im Garten ein Vorstandsmitglied auf und verbot ihm die Bäume zu verschneiden. Berni zeigte ihm den schriftlichen Auftrag und geleitete ihn aus dem Garten.

Erika musste zum Vorstand. Berni war auch eingeladen, ging aber nicht hin. Als Erika gefragt wurde wo Berni sei, zuckte sie mit den Schultern. Ein Vorstandsmitglied tigerte zum Garten, um Berni zu holen. Berni empfing ihn am Gartentor und wies daraufhin, dass er kein Mitglied des Gartenvereins sei und dessen Einladungen nicht zu folgen brauche.
Die Sache kam vor den Kreisvorstand. Dieser kam zu einem Ortstermin. Nach eingehender Besichtigung des Gartens und nebenbei der Bäume, wurde Berni gefragt, ob er für den Kreisvorstand arbeiten würde.
Berni antwortete diplomatisch: Können schon, aber er würde doch dem jetzigen Baumbeschneider nicht die Arbeit wegnehmen wollen. Außerdem habe er weder einen Garten, noch sei er Mitglied, und eine Mitgliedschaft lehne er ab!

Berni möblierte die Laube mit billig im Möbelhaus erstandenen Rückgaben. Nachdem er das Dach gedeckt, einen Holzfußboden und eine Zwischendecke eingezogen hatte. Das Holz bekam er als Werbegeschenk von IKEA!

Eines Tages war Berni weg! Er tauchte weder im Garten, noch bei Erika auf. In seiner Wohnung war er auch nicht.
Erika störte das kaum. Sie hatten gestritten und er nahm sich eine Auszeit. Dafür störte es den Gartenvorstand. Berni war noch immer kein Mitglied. Eigentlich wollten die Einheimischen ihn auch nicht haben, aber eine Mitgliedschaft im Vorstand wäre nützlich gewesen.

Wo war Berni?

Eines Tages im Spätherbst hörten die Kleingärtner Motorengeräusche. Es klang wie ein Traktor. Aber wer hatte hier einen Traktor und wozu? Im Kleingarten wurde mit dem Spaten umgegraben.

Sie kamen schnell dahinter wer hier Traktor fuhr. Natürlich Berni! Auf seinem Kleintraktor sitzend zog er in aller Ruhe Furche um Furche, ohne sich um die zahlreichen „Zaungäste“ zu kümmern. Als der Vorsitzende Berni zur Rede stellen wollte, kam er nicht in den Garten. Das Tor war abgeschlossen und Berni reagierte nicht auf die Rufe. Er reagierte auch nicht, als der vom Vorstand gerufene Polizist in den Garten wollte. Einer der Männer holte Werkzeug und das Gartentor wurde ohne Schlüssel geöffnet. Berni hielt seinen Traktor an, kam zum Weg auf dem eine Menge Leute standen und meldete dem Polizisten einen Einbruch. Verdutzt fragte der Polizist, wann denn eingebrochen worden wäre. Berni antwortete ganz ruhig: „Eben vor ein paar Minuten.“ Und ergänzte: „Die Einbrecher sind ja hier. Sie stehen neben Ihnen!“

Es begann eine langwierige Diskussion. Thema waren die Punkte:

1. Wie kam der Traktor in den Gartenverein und den Kleingarten. Das Befahren der Wege mit Motorfahrzeugen war verboten.

2. Das Eindringen von Fremden in diesen Garten.

3. Das unangemeldete Erscheinen des Vorstandes in diesem Garten.

4. Wer hatte den Wasserhahn entfernt?

Der Polizist schrieb alles auf und nahm schließlich auch die verursachten Schäden durch die herumtrampelnden Leute auf.

Dann stellte er Fragen. Berni unterbrach den Polizisten und fragte so in die Runde, wer denn eigentlich gesehen hätte, dass er mit dem Kleintraktor auf den Gartenwegen gefahren sei. Niemand meldete sich. Schließlich sagte der Vorsitzende: „Wie soll der Traktor hierhergekommen sein. Er ist auf dem Gartenweg hierhergefahren. Punkt!“ Berni grinste und sagte: „Beweis das einmal! Ich habe ihn auf einen stabilen Plattenwagen gefahren und hierher transportiert!“ Dann ging es um das Betreten des Gartens. Wer hatte den Wasserhahn abgedreht und dabei das Siegel des Vorstandes entfernt? Nun meinte der Vorsitzende Berni solle sich nicht so aufplustern und der Polizist gab sein Fett dazu. Berni schob mit ausgebreiteten Armen alle aus dem Garten raus.

Am nächsten Tag stand die ganze Geschichte im Lokalblatt. Es gab sogar eine Bilderstrecke. Da die Leute schräg von hinten fotografiert worden waren und somit nur die Gruppe, aber keine einzelnen Personen zuerkennen waren, weigerte sich die Polizei die Sache aufzuklären. Ganz abgesehen davon, dass alle im Garten von Erika standen.

Der Traktor verschwand der der dritten Nacht und aufmerksame Nachbarn stellten fest, dass Herbstpflanzungen vorgenommen worden waren.

In einer außerordentlichen Vorstandssitzung wurde beschlossen Berni zwangsweise zum Mitglied zu machen und in den Vorstand aufzunehmen.

Berni nahm diesen ganzen irren Vorgang gelassen zur Kenntnis. Eine Woche später setzte er durch, dass dem Kreisvorsitzendem aufgetragen wurde seinen Garten innerhalb von einem Monat in Ordnung zu bringen. Da nichts geschah, wurde der Pachtvertag fristlos gekündigt und der Garten durch freiwillige beräumt. Weder Polizei noch Gericht erhoben Einspruch. Zum Frühlingsbeginn sollte ein neuer Kreisvorstand gewählt werden!

An der Kreisvorstandstagung nahm Berni als neuer Vorsitzender seines Kleingärtnervereins teil. Die riesige Kleingartenfläche wurde in fünf selbständige Vereine geteilt. Diese Vereine konnten leichter verwaltet werden, als das große, unübersichtliche Gelände. Berni schaffte es, unkontrollierte Entnahme von Wasser und unkontrolliertes Verbrauchen von Elektrizität zu unterbinden.

Es existierten keine Pläne über verlegte Wasserrohre und Stromkabel. Erst als Berni mit strengen Maßnahmen drohte und schließlich bei einem Kleingärtner eine polizeilich gestützte Hausdurchsuchung durchführte, wurden die Strom- und Wassersünder aufgedeckt und kaltgestellt. Bei der Hausdurchsuchung kam heraus, dass die Steinlaube verbotener Weise unterkellert war und in einem Teil dieses Kellers Industriekühlschränke unter Umgehung der Stromzähler an der Leitung angeschlossen waren.

 

Berni wurde, bis zu seinem Ausscheiden wegen Umzuges, jedes Jahr wieder zum Vorsitzendem gewählt, obwohl er gar keinen eigenen Kleingarten hatte: Wo steht, dass der Vorsitzende einen Garten haben muss?

 

Kurt Meran

 19052019

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DER GARTEN - Was es nicht alles gibt – eine Erklärung!
Wer nicht glaubt, dass jemand Vorsitzender eines Kleingärtnervereins werden kann, wenn er weder Mitglied ist noch einen Kleingarten hat, dem sei gesagt:
Von 1989 bis 1998 war ich Vorsitzender eines Kleingärtnervereins mit 75 Parzellen. Ich hatte weder einen Garten, noch war ich Mitglied. Hätte ich mich nicht bereiterklärt, wäre aus dem Verein ein Parkplatz geworden.
Aller zwei Jahre wurde gewählt. Ein paarmal wurde mir vorgeworfen, dass ich nicht an den Pflichtstunden teilnehmen würde, sondern mit dicker Zigarre, Notizblock und Kamera im Verein unterwegs gewesen bin, um Unzulänglichkeiten aufzudecken!
Da ich keinen Garten hatte, brauchte ich keine Stunden zu leisten! Außerdem habe ich jedes Mal den Mitgliedern vorgeschlagen, mich abzuwählen. Ich trat schließlich zurück. Nach einem Gartenfest stimmte die Kasse nicht. Mangels Rücklagen, hatte ich die Getränke und Speisen auf Kommission gekauft. Zurückgeben konnte ich nichts, da mein Stellvertreter nach Mitternacht, alles was nicht verkauft worden war, verschenkt hatte.

Der Rechnungsführer des Vereins war Diplommathematiker und mit der Verwaltung der Finanzen vollkommen überfordert.
KM 2019
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Klingelingeling
Es kommt der … Nein, nicht der Eiermann wie es in einem  Schlager einmal hieß.
Ich sitze in der Küche und frühstücke, als es an der Wohnungstür klingelte. Lege die Schnitte weg. Wische mir den Mund ab, stehe auf und schlängele mich zur Wohnungstür. Kein Mensch da. Gehe weiter Frühstücken. Bin gerade fertig, als es wieder klingelt.
Diesmal an der Haustür. Wer könnte da geklingelt haben? Da ich so gut wie nie Besuch bekomme, kann es nur der Postbote sein.
Auf dem Signalfeld der Wechselsprecheinrichtung brennt kein Licht. Ich öffne meine Tür und lausche. Nichts. Schließe die Tür und gehe wieder in die Küche.
Klingelingeling an der Wohnungstür. Ich sprinte zur Tür und reiße sie auf. Niemand da! Verdammt und zugenäht! Wer veralbert mich hier?
Ich räume ab und beginne aufzuwaschen. Klingelingending an der Wohnungstür. Altes Lied - keiner da und auch keine Schritte im Haus. Laut mache ich meinem Ärger Luft: "Welcher Idiot klingelt hier dauernd?" Nichts rührt sich!
Das Vorstehende wiederholt sich mehrmals, ohne dass ich den Verursacher  feststellen konnte.

Von den Mitarbeitern der DHL ist ja bekannt, dass sie nur etwa 10 Sekunden an der Haustür warten, bis sie beim Nachbarn klingeln oder wieder gehen. Die Hermesleute handeln ebenso. Allerdings sagen sie, wenn ich mich melde, nicht wie die DHL: Post ein Paket für sie, sondern: "Aufmachen - Hermes!"
Es ist auch schon vorgekommen, dass ich gemerkt habe, wer da geläutet hatte und an der offenen Tür meinen Namen rief. Als der DHL-Mensch an mir vorbeiging wiederholte ich meinen Namen. Er knurrte:"In der vierten Etage wird die Sendung angenommen. Gehen sie mir aus dem Weg!" Ich wartete bis er wieder herunterkam und fragte nach. Seine Antwort: "Wenn sich der Empfänger nicht meldet, klingle ich woanders." "Glauben Sie etwa ich stehe an der Tür und warte darauf, dass jemand klingelt?" "Die Wohnungen hier sind nicht so groß, da können sie in Sekunden an der Tür sein." "Ach so. Ich darf nichts anderes machen, als auf das Klingeln zu warten!" Das "Sie Idiot" verkniff ich mir. Ich stieg von der ersten in die vierte Etage und klingelte. "Herr Mayer entschuldigen Sie bitte die Störung. Die DHL hat gerade ein Paket für mich bei Ihnen abgegeben". Herr Mayer sieht mich an und sagt:"Woher wissen Sie das?" Ich erkläre es. Mayer sagt: "Ohne die amtliche Mitteilung kann ich die Sendung, für die ich unterschrieben habe nicht ausliefern!" Mayer ist Beamter. Ich tigere also von der vierten Etage ins Erdgeschoss. Im Briefkasten ist nichts! Steige wieder in die vierte. Mayer faucht mich an: "Was wollen Sie denn nun schon wieder?" Wieder meine Erklärung  und Mayer sagt: "Woher soll ich wissen, dass Sie berechtigt sind, das Paket in Empfang zu nehmen?" "Sehen Sie doch nach der Anschrift!" "Ich sehe überhaupt nichts an. Geben Sie mir die Benachrichtigung und fertig!" Wütend gehe ich und ruf bei der Deutschen POST an. Die freundliche Beamtin sagt mir, dass der Zusteller ordnungsgemäß gearbeitet hat: "Öffnet der Empfänger nicht, wird anderweitig zugestellt!"

Zwei Tage später lag die Benachrichtigung im Briefkasten. Ich dachte gar nicht daran, mir das Paket in der vierten Etage abzuholen. Der Inhalt war unverderblich und konnte bei Mayer schmoren. Abends klingelte es an der Wohnungstür. Ich ließ mir Zeit. Keiner da. Ich sagte laut: "Welches Rindvieh macht hier Klingelputzen?"
Zwei Minuten später klingelte es wieder. Nach dem zweiten Klingelton öffnete ich die Tür. Mayer. Er sah mich an ohne etwas zu sagen. Ich sagte auch nichts. Schließlich meinte er: "Haben Sie die Benachrichtigung?" Ich nickte und fragte: "Haben Sie das Paket?" "Sehen Sie eins?" "Warum klingeln sie dann?" "Wollen sie das Paket nicht endlich bei mir abholen?" "Nein. Ich verweigere den Empfang"!
Zwei Tages später treffe ich Frau Mayer auf der Straße. Grantig schnauzt sie mich an: "Sie Rotzlöffel. Wie können Sie es wagen, uns so in Ungelegenheiten zu bringen. Telefoniererei und Renner ei für nichts." Zwei Tage später nimmt meine Bekannte ein Paket für Mayer an. Mayer kommt abends mit der Benachrichtigung und will sein Paket abholen. Ich sage: "Tja Herr Mayer, da gibt es ein Problem. Es gibt ja zwei Mayer im Haus. Woher soll ich wissen, dass sie der Richtige sind?" "Reden Sie nicht. Ich habe hier die Benachrichtigung!" "Na und. Wenn der DHL-Mann die nun in den falschen Briefkasten geworfen hat?" "Ich sehe mir das Paket an!" "Das Paket ist schwer. Das trage ich nicht herum!" "Ich kann ja rein kommen." "Ich lasse doch keine fremden Leute in meine Wohnung!" Am nächsten Tag standen drei Männer vor meiner Tür. Die beiden Mayer und ein DHL-Mann. Alle drei sahen sich diskutierend das Paket an, dass der DHL´er schließlich wieder mit nahm. Zwei Tage später klingelte es an der Haustür: "Post. Ein Paket für Mayer. Würden sie es entgegennehmen?" "Welcher Mayer?" "Das ist doch egal!" "Mir nicht. Guten Tag!" Seitdem sprechen die beiden Mayer nicht mehr mit mir. Beide Frauen hatte ich danach zum Kaffeetrinken eingeladen. Sie haben sich meine Wohnung im Detail angesehen und den Weg von der Küche zur Wohnungstür gründlich erforscht. Nun weiß das ganze Viertel, wie meine Wohnung aussieht und wie die Wohnungswege gestaltet sind.
Mitte Januar wünschte ich meinem Nachbarn ein gesundes neues Jahr. Er bedankte sich, wünschte mir das Gleiche und fragte, ob ich im Krankenhaus oder verreist gewesen wäre. Nein. Meinte er: "Ich habe mehrmals bei Ihnen geklingelt. Aber sie waren nie da!" Der Nachbar wartet also noch nicht einmal die zehn Sekunden, wie der Postbote!

Kurt Meran von Meranien 15.01.2017
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Anneliese (Aus Anneliese erzählt)
Anneliese ist die jüngste Schwester meiner Frau Marianne. Sie ist sehr viel jünger als diese. Sie kann mich nicht leiden. Ich nenne sie immer Liese, was sie bis zur Weißglut reizt. Anneliese hat eine kurvenreiche Figur, ist ein kleines bisschen blöd und hellblond.
Wir hatten uns fast 10 Jahre nicht gesehen, als sie plötzlich bei uns auftauchte und weinend eine unglaubliche Geschichte erzählte.
Besucht hatten wir uns wegen ihrer Figur und ihrer Heirat nicht mehr. Und das kam so.
Anneliese hatte die blöde Gewohnheit, in ihrer Wohnung, auch wenn wir da waren, so gut wie nackt herumzulaufen. Wahrscheinlich dachte sie nicht daran, dass Rudi und ich nicht nur Verwandte, sondern auch und vor allem Männer waren.
Sie war so aufreizend, dass ich in ihrer Gegenwart keinen klaren Gedanken fassen konnte. Auch wenn sie uns besuchte, musste sie immer erst einmal Duschen, und vergaß, sich anschließend richtig anzuziehen. Egal, ob wir in ihrer oder in unserer Wohnung waren, sie war nackt.
Natürlich wurde ich nach den Besuchen dann von Marianne angebellfert, ich hätte Anneliese gierig angestarrt. Also gingen wir nicht mehr hin, und wenn sie zu uns kam, verschwand ich im Hobbyraum.
Als sie heiratete, löste sich das Problem. Für ihren Gatten, einem Banker waren wir nicht salonfähig. Er hatte mich nach meinem Beruf gefragt, und ich hatte Orthopädie-Facharbeiter geantwortet. Marianne hatte er gar nicht gefragt. Frauen hatten Hausfrauen zu sein. Er zog mit Anneliese in ein neugebautes großes Anwesen, mit Pool und allen Schikanen. Anneliese, die sowieso nicht gerne arbeitete, blieb zu Hause und lebte nur noch auf und für Partys. Ihr Gatte scheffelte Geld und stellte Anneliese zur Schau. Uns gab es für sie nicht mehr!
Bis gestern!
Da Anneliese viel freie Zeit hatte, und ihr Gatte selten zu Hause war, kam was kommen musste, sie ging fremd. Außerdem versuchte sie ihr Taschengeld durch Lotterien aufzubessern. Ihr Gatte schenkte ihr zwar viele Kleider und Schmuck, gab ihr aber nur ein sehr mäßiges Taschengeld. Den Haushalt besorgten Hausangestellte, die ihr Gatte mit in die Ehe brachte, und die nur ihm rechenschaftspflichtig waren. Da die Lotterien mehr Geld kosteten als Gewinne brachten, hatte Anneliese bald gehörige Schulden.
Eines Tages kam Ferifredo, ihr Herr Gatte dahinter, dass sie nicht nur persönliche Schulden hatte, sondern ihn auch betrog. Er bezahlte ihre Schulden, löste ihr persönliches Bankkonto auf und reichte die Scheidung ein.
Gerade, als der Scheidungsprozess zum Finale kam, kam der große Gewinn. Was tun? Anneliese zeigte sich gegenüber ihrem Nochehemann äußerst großzügig und schuldbewusst!
Sie wollte vom gemeinsamen Eigentum nur das alte Blockhaus in der Lüneburger Heide. Alles andere sollte ihrem Gatten bleiben. Allerdings wollte sie das Blockhaus, schön gelegen an einem kleinen See in vollkommener Einsamkeit, renovieren. Das dafür erforderliche Geld spendete ihr Ferifredo gern.
Und jetzt kommt der Clou!
Anneliese ließ sich unter einem Vorwand ihren Gewinn bar auszahlen. Sie renovierte das Haus und zog unauffällige Zwischenwände ein. Zwischen den Wänden deponierte sie ihr Geld. Damit sie nicht mit dem Bus in die Stadt fahren musste, schenkte ihr Ferifredo noch einen Kleinwagen. Da Anneliese offiziell kein Geld hatte, trug Ferifredo alle Gerichts- und Anwaltskosten. Anneliese lebte zufrieden in ihrem Blockhaus mit dem Gedanken, das Trennungsjahr ist schnell vorbei, und dann kommt mein Gewinn zum Tragen. Sie ging viel schwimmen, wanderte, machte kleinere Autotouren und saß in lauen Sommernächten am See. Ferifredo und auch seine Freunde bekam sie nicht zu Gesicht. Sie lebte das Jahr vollkommen allein in ihrer Hütte. Nachts hörte sie oft das rascheln von Mäusen, und morgens lauschte sie dem Vogelzwitschern. Völlig eins mit der Natur brauchte sie sich nicht mehr fein anzuziehen. Sie lief im Haus nackt herum und ging gleich so zum See baden, überzeugt, dass in ihre Einsamkeit sowieso niemand kam. Als die Scheidung perfekt war, fuhr sie in die Stadt und feierte ein paar Tage dieses Ereignis. Nach dem Winter, den sie in der Stadt bei einer Freundin verbrachte, kam sie zurück, um ihr Geld einzusammeln und zu überlegen, wie sie es langsam verbrauchen oder anlegen könnte. Eigentlich wusste sie genau wie alles ablaufen sollte.
Aber sie wollte es erst einmal in Ruhe auf einem Haufen sehen. Ausgerüstet mit einem Koffer fuhr sie zum Blockhaus. Hier schien sich nichts Negatives getan zu haben. Alles sah so aus, wie sie das Haus im Spätherbst verlassen hatte.
Sie räumte eine Seite frei, und löste die nur eingehängte Sperrholzwand. Sprachlos sah sie in die entstandene Lücke! Die sorgsam gestapelten Geldbündel lagen zerfetzt am Boden! Rasend wühlte sie in ihnen herum. Riss dann alle Zwischenwände heraus, und fiel in Ohnmacht. Als sie wieder aufwachte, lag sie zwischen umgefallenen Möbeln und Dreck! Die lieben Mäuse hatten ganze Arbeit geleistet! Sie hatten die Geldbündel zum Nestbau und anderem verwendet! Trotz allem Suchen und Sortieren, das Geld war und blieb futsch!

Kurt Meran von Meranien 15.03.2007

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Beiträge : Georg Hans Schlitte / Kurt Meran von Meranien

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